Geduld ist nicht die Fähigkeit zu warten, sondern die Fähigkeit, beim Warten eine gute Einstellung zu bewahren.
—Unbekannt

Wir befinden uns hier in Wien und im Osten Österreichs derzeit im Lockdown 4. Das kleine Gibraltar hingegen scheint das Virus durch die Impfung bereits bekämpft zu haben, auch die USA melden eine hohe Durchimpfungsrate und beginnen schrittweise in die ‘neue Normalität’ zurückzukehren …
In den letzten Tagen geistert ein ‘indigenes Sprichwort’ in meinem Kopf herum – es besagt, dass die Heilige Schildkröte 🐢 uns lehrt, dass Geduld und innere Stärke die Grundlagen für die Entfaltung des Lebens sind (The Sacred Turtle teaches us that patience and inner strength are the foundations of the unfolding of life – indigenous saying)
🤔Im Verlauf der Corona-Pandemie 😷 hat wohl jeder von uns ganz individuell erfahren, was es bedeutet mit/ohne Geduld und Vertrauen in eine ungewisse Zukunft zu steuern.
Zu den alltäglichen Aufgaben und Umständen kam plötzlich eine unsichtbare, permanent anwesende Gefahr hinzu, die nur gemeinsam, global und mit außerordentlich viel Geduld und Ausdauer gebannt werden kann.
Ein tägliches Erfahren seiner eigenen Kompetenzen und Empfindungen im Umgang mit ‘der Krise’, ein tägliches Beobachten, wie krisenresistent meine Umgebung in dieser stressvollen Zeit reagiert: von der Familie angefangen, über den Freundes- und Bekanntenkreis, im Arbeitsumfeld bis hin zu den Verantwortlichen in der Regierung.
Wer ist resilient, wer nicht?
Mittlerweile gibt es Studien zur ‘Corona-Resilienz’ – dieser Studie zur Folge wären optimistische Menschen weniger beeinträchtigt von der Krise, ebenso Menschen, die stärker das Gefühl haben, selbstwirksam zu sein, also sich in schwierigen Situationen auf ihre eigenen Fähigkeiten verlassen können.
Warum überhaupt konnte uns diese Pandemie so aus allen Bahnen werfen – wo doch Konzepte wie VUCA* seit Jahrzehnten versuchen, uns auf diese Zeit vorzubereiten 🤔, weil wir laut Jamais Cascio (kalifornischer Futurist) inzwischen an der Schwelle zu einer Welt, die von Chaos geprägt ist, stehen und neue Denkweisen, wie das Modell BANI** benötigen?
Corona zeigt uns den Weg in die Zukunft – hilft uns, unsere Geduld, Ausdauer und innere Stärke zu finden und zu verbessern, um für die Aufgaben der Zukunft auf unserem Planeten vorbereitet zu sein.

👉Woran messen Sie Ihre Fähigkeit zur Resilienz? Was hilft Ihnen, innerlich stark zu bleiben in dieser ‘neuen’ und ungewöhnlichen Zeit?
👉Wie gelingt es Ihnen, andere Menschen in dieser unsicheren Zeit zu motivieren und aufzubauen?
👉Welche Kompetenzen werden wir in Zukunft mehr benötigen? Können Sie in dieser transformativen Zeit auch die Möglichkeit sehen, spirituell im Bewusstsein zu wachsen?

*Das VUCA-Konzept begleitet uns zuverlässig seit vielen Jahrzehnten. Es geht auf die 1980er Jahre zurück und beschreibt die Welt als V:olatile (volatil), U:ncertain (unsicher), C:omplex (komplex) und A:mbiguous (mehrdeutig). Auf diesem Akronym basieren alle agilen und selbstorganisierten Denk- und Handlungslogiken.
**BANI steht für Brittle (porös), Anxious (ängstlich), Non-linear (nicht-linear) und Incomprehensible (unbegreiflich) und ist eine Möglichkeit, den gegenwärtigen Zustand der Welt besser zu artikulieren, um darauf zu reagieren.

👩🏻Lori Felton  🇺🇸🇦🇹

Ich bin Lori erstmals im Jahr 2014 in Wien begegnet – über einen Kontakt, den ich damals zur Universität für angewandte Kunst hatte. Lori war gerade dabei ihre Doktorarbeit über Egon Schiele fertigzustellen und lebte damals in Wien. Im Herbst 2014 sahen wir einander kurz in Philadelphia. Von Beginn an habe ich Lori’s unkompliziertes und offenes Wesen lieb gewonnen – ich schätze ihre Leidenschaft für Kunst, ihre Liebe zu Wien und der Menschheit sowie ihre Kreativität.
Lori lebt in der Nähe von Washington D.C. mit ihrem Mann, Stiefsohn und zwei Katzen. Sie arbeitet als Beraterin an der American University, und reist normalerweise viel und genießt feines Essen, Wein und Kultur.

🧑🏻‍🦱Walid Awad 🇦🇹🇵🇸

Ich habe Walid auf Instagram kennen gelernt – er ist leidenschaftlicher Läufer und postet sehr motivierende und kreative Beiträge auf seinem Instagram-Kanal. Ich bewundere seine sportliche Disziplin, seinen sehr guten Musikgeschmack, seine Offenheit sowie sein breites Interesse für weltbewegende Themen.

👱🏻‍♂️Lukas Wenninger🇦🇹🇧🇪

Lukas war unser ‘Jahrtausendbaby’ – er war das erste Familienmitglied, das im neuen Jahrtausend geboren wurde und ist mein jüngster Neffe. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich immer wieder über diverse Themen mit Lukas auf diversen Social-Media-Kanälen austauschen kann. Ich schätze seine Präzision, seinen Ehrgeiz, seine Empathie, seine Beobachtungsgabe und seine ausgezeichneten schulischen und universitären Leistungen.
Lukas liebt Fußball, liest und wandert gerne und trifft in seiner Freizeit gerne seine Freunde. Seit Herbst 2020 studiert er BWL an der Wirtschaftsuniversität Wien.

👩🏻Lori Felton 🇺🇸🇦🇹

Antwort 1

Ich bin unglaublich privilegiert und war nicht so sehr von der Pandemie betroffen wie viele andere, und trotzdem war ich während dieser ganzen Zeit nicht durchgehend belastbar. Wie die meisten Menschen habe ich einige dunkle Tage erlebt. Ich hatte eine harte Kindheit und habe sieben Jahre lang auf einen Doktortitel hingearbeitet, beides hat mir geholfen, eine starke Belastbarkeit zu entwickeln, aber diese Erfahrungen haben mich auch verunsichert. Die Härten des Lebens helfen, die Fähigkeit zu entwickeln, die Situation einzuschätzen und Bedürfnisse und Wünsche zu priorisieren, besonders in unsicheren Zeiten. Man tut, was man tun muss, um die Lage der Familie zu sichern. Ich glaube ehrlich gesagt, dass das der Impuls hinter dem Horten von Toilettenpapier im letzten Jahr war, aber ich habe das nicht getan. Stattdessen habe ich mir ein Home-Office eingerichtet und frühzeitig den Keller entrümpelt, damit wir genug Platz zum Leben und Arbeiten in unserem Haus haben. Mein Ehepartner und ich hatten beide im Frühjahr Phasen, in denen wir das Gefühl hatten, dass wir uns auf den Verlust des Arbeitsplatzes vorbereiten sollten, aber glücklicherweise ist das nicht passiert. Unsere Resilienz bestand also hauptsächlich darin, unsere Situation zu akzeptieren, dass wir nicht alle Dinge tun können, die uns Spaß machen, wie z. B. geselliges Beisammensein und Reisen. Wir müssen kreative Wege finden, unsere mentale Stärke durch Aktivitäten im Freien und geselliges Beisammensein mit Zoom zu erhalten.

Antwort 2

Ich habe Glück, denn mein Job, die Betreuung von BewerberInnen für wettbewerbsfähige Stipendien und Fellowships, ist an sich schon zukunftsorientiert und hoffnungsvoll. Ich verbringe also meine Tage mit Menschen, die bereits motiviert sind. Es geht wirklich darum, das Beste aus dem zu machen, was man heute hat, wie auch immer das aussehen mag, um zu versuchen das Morgen für sich selbst, für andere oder idealerweise für beide besser zu machen.
Der beste Weg, um Menschen aufzubauen, ist, sich daran zu erinnern, sich bei ihnen zu melden. Das ist gerade jetzt, wo die Leute unglaublich isoliert sind, besonders wichtig. Nichts baut mich mehr auf, als von jemandem zu hören, der sich um mich sorgt, selbst wenn es nur ein kurzer Textaustausch ist. Wir alle stehen vor einer Herausforderung, ob es nun körperlich, sozial, mental oder spirituell ist, und einfach zu wissen, dass man nicht allein ist, kann helfen. Die Dinge werden besser, aber ich glaube nicht, dass es für eine lange Zeit anhalten wird. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass Interaktion mit den Lieben wichtig ist und man sollte versuchen diese jede Woche auf die eine oder andere Weise mit den Lieben zu interagieren. Mit anderen Worten: Zoom, Anrufe, SMS und soziale Medien haben alle einen Wert, wenn man sie richtig einsetzt.

Antwort 3

Wir können immer mehr Empathie gebrauchen, was bedeutet, zu verstehen, dass andere ganz andere Erfahrungen haben als wir, und wir glauben, was sie uns über ihre Erfahrungen erzählen und versuchen uns vorzustellen, wie wir uns an ihrer Stelle fühlen würden. Ich glaube, viele Menschen überspringen den Teil, der anderen Person zu glauben, und denken stattdessen darüber nach, wie wir uns persönlich in ihren Schuhen fühlen würden. Das ist nicht ganz das Gleiche.
Ich denke, wir müssen auch beweglicher sein. Restaurants, die ihre Speisekarten und ihren Service so umgestalten konnten, dass sie den Daheimgebliebenen Komfort bieten, haben hier in den USA viel besser abgeschnitten als diejenigen, die das nicht taten. Die „Vollpension“ in Wien hat etwas Ähnliches gemacht, indem sie Online-Kochkurse und andere Möglichkeiten anbot, um mit ihren Gästen auf sinnvolle Weise in Kontakt zu treten. Wir alle müssen kreativ sein, wenn sich die Umgebung und damit die Gesellschaft auf unerwartete Weise verändert.
Es gibt immer Wege, spirituell zu wachsen, man muss sie nur finden. Dieses Jahr bot neue Ebenen der Einsamkeit, die ein traditionelles Mittel zum Erreichen von Spiritualität ist, und wir haben sie kollektiv erlebt. Ich glaube aber nicht unbedingt, dass wir alle spirituell daran gewachsen sind. Selbst wenn sich also die Gelegenheit ergibt, muss man motiviert sein, ihr nachzugehen.

🧑🏻‍🦱Walid Awad 🇦🇹🇵🇸

Antwort 1

Ich fand meine Liebe zum Sport wieder in dieser neuen und ungewöhnlichen Zeit und unternahm mit Freunden regelmäßig Outdoor-Aktivitäten, wie zum Beispiel Laufen, Wandern und Mountainbiken.

Antwort 2

Ich versuche durch strukturierte Diskussionen und Gespräche mit den Menschen rundum mich zu klären, dass diese Situation akut ist und danach können neue Chancen für alle entstehen. Ich bin davon überzeugt, dass uns Menschen nach der COVID-19-Krise goldene Zeiten in der Medizin und im Technologiesektor erwarten.

Antwort 3

Die COVID-19-Krise hat uns Menschen einiges gelernt, wie zum Beispiel, dass Digitalisierung ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist oder der Fokus auf Lokales die Umwelt schonen kann. Ich finde, dass wir Menschen diese Kompetenzen in Zukunft stark wahrnehmen und umsetzen sollten.

👱🏻‍♂️Lukas Wenninger🇦🇹🇧🇪

Antwort 1

Das ist nicht an einer Sache festzumachen. Ein zentraler Punkt ist, sich selbst einzugestehen, dass gerade in Krisenzeiten wie wir sie derzeit erleben, Stimmungsschwankungen und somit auch schlechte Stimmungen ganz normal und beinahe unvermeidbar sind. Die Frage ist aber, wie man mit diesem Wissen umgeht. Diese Zeit bietet hinsichtlich dessen definitiv eine Chance, sich selbst besser kennen zu lernen, zu erkennen, wenn die Gedanken immer negativer werden und man droht den Kopf immer weiter in den Sand zu stecken. Wirkt die Lage wieder einmal aussichtslos, sollte Letzteres natürlich keinesfalls geschehen. Eine universelle Lösung, die auf alle Menschen anwendbar ist, gibt es zweifelsohne nicht. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist aber, die Situation ganz nüchtern und unaufgeregt zu betrachten, um wieder positive Gedanken zu finden. Das kann auf die unterschiedlichsten Arten gelingen. Bei manchen ist es ein gutes Buch, bei anderen vielleicht ein spannender Film oder eine unterhaltsame Serie. Oft reichen schon unbedeutend wirkende Kleinigkeiten aus, um die Stimmungslage signifikant zu verbessern. In meinem konkreten Fall sind es Sport und die frische Luft, die eine sehr große Rolle in diesem Zusammenhang spielen.

Antwort 2

Es ist grundsätzlich sicher richtig, viel über die Krise zu sprechen, um so die Sorgen und Ängste der Gesprächspartner zu erfahren, zu verstehen und im besten Fall entkräften zu können. Dafür ist es notwendig, sich ernsthaft mit den Problemen anderer zu beschäftigen und zu versuchen, sich in deren Lage zu versetzen. Auch wenn es auf den ersten Blick oft nicht so wirkt, lässt sich in nahezu jeder Situation, irgendetwas Positives finden. Selbst wenn es sich nur um einen winzigen Hoffnungsschimmer handelt, sollte man diesen aufgreifen und in den Vordergrund rücken. Darüber hinaus kann es durchaus hilfreich sein, sich zu fragen, was einem selbst in schwierigen Zeiten hilft. Der elementarste Punkt, ohne den überhaupt keine Hilfe möglich ist, ist selbstredend in Kontakt zu bleiben. In vielen Gesprächen versuche ich aber bewusst, das Thema Corona zu vermeiden oder zumindest kurz zu halten. Die Allermeisten hören sowieso pausenlos von Infektionszahlen und Inzidenzen und wollen gerade deshalb Ablenkung von diesem Thema und über andere Dinge sprechen.

Antwort 3

Unbestritten wird es zukünftig viele Kompetenzen geben, die stark an Bedeutung gewinnen. Dennoch gibt es für mich eine elementare, die die anderen etwas in den Schatten stellt: Die Empathie. Eine Begabung, die ich seit jeher an Menschen extrem schätze und die gerade in diesen Zeiten immens an Wichtigkeit gewonnen hat. Mit ihr einher gehen natürlich viele weitere Fähigkeiten, die aber alle in gewisser Weise auf ihr aufbauen. Um jemanden helfen zu können, muss ich ihn verstehen können und um das wirklich zu schaffen, muss ich versuchen, die Dinge aus seiner Sicht zu betrachten. Das grundsätzliche Streben, andere Menschen in schwierigen Phasen ihres Lebens zu unterstützen und beizustehen, dass es gerade in der jetzigen Zeit so dringend braucht, sollte aber auch über diese Krise hinaus ein fixer Bestandteil unsere Gesellschaft bleiben. Wie oben bereits erwähnt, sehe ich diese Zeit als Chance, sich selbst besser kennen zu lernen, zu erkennen was einem nicht guttut, an sich selbst zu arbeiten und mit diesen Erfahrungen auch spirituell im Bewusstsein zu wachsen.

#BetweenOceans