Behind every mask there is a face, and behind that a story.
– Marty Rubin

Masken verstecken und schützen und können es ihren TrägerInnen ermöglichen, für eine Weile aus dem normalen Leben auszusteigen, eine neue Rolle zu probieren. Es gibt sie in allen Kulturen mit unterschiedlichen Ritualen und Traditionen. Sie entstanden als der Mensch begann, die Idee eines übernatürlichen Wesens zu entwickeln.
Die älteste Maskendarstellung soll zirka 11.000 Jahre alt sein und kommt aus Israel.
Bis März 2020 waren es bei uns in Europa hauptsächlich asiatische TouristInnen, die immer wieder mit Maske/Mund-Nasenschutz bei uns im alltäglichen Leben auffielen – man hat fast ein wenig über sie ‘geschmunzelt’. Wer von den schmunzelnden EuropäerInnen hätte sich in den letzten Jahren gedacht, dass der Mund-Nasenschutz ab März 2020 weltweit verpflichtend getragen werden sollte?
Ich fahre relativ oft mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und beobachte gerne, wie es mir selbst mit dem Tragen des MN-Schutzes geht beziehungsweise wie sich das Verhalten der Fahrgäste durch das Tragen der Masken verändert hat. Als positiv empfinde ich dabei manchmal, dass durch das einheitliche Bild ‘der MaskenträgerInnen’ auch eine Verbundenheit entstehen kann – wir sehen plötzlich alle ähnlich aus und sind gezwungen, sehr Persönliches zu verstecken. Ich habe auch bemerkt, dass der Mund-Nasenschutz im Gesicht dazu veranlasst, lauter und langsamer zu sprechen beziehungsweise besser zuzuhören. Dann gibt es auch die Situation, wie jetzt im Sommer, wo du in der aufgeheizten U-Bahn mit Maske zu schwitzen beginnst und das Atmen dadurch erschwert wird – das kann echt unangenehm sein. Und plötzlich liegt der Fokus beim Sprechen auf den Augen und wir sind aufgefordert, mit unseren Augen ‘zu lächeln’, um Freundlichkeit und Höflichkeit zeigen zu können oder wir setzen unsere Gestik stärker ein. Wie wirken wir ‘maskierte Erwachsene’ auf alle ‘unmaskierten’ Kinder? Es gab auch Momente, da habe ich überlegt, ob es wohl auch Menschen gibt, die froh’ sind, sich hinter dem Mund-Nasenschutz verstecken zu können.
Ich habe mich auch dabei ertappt, meine Maske farblich mit meiner Kleidung abzustimmen – dies hat mich allerdings etwas nachdenklich gestimmt, weil ich mich sehr freue, wenn wir alle wieder in ‘gewohnter Frei- und Sicherheit’ ohne Mund-Nasenschutz einander begegnen können.

Folgende Fragen habe ich in BLOG 4 ‘MASKED SOCIETY’ an alle LeserInnen und mein BLOG-Team Iku, Tara & Patrizia gestellt:

JU’S 3 QUESTIONS OF THE MONTH

1. Wie erleben Sie das Tragen des Corona Mund-Nasenschutzes? Was macht das vorgeschriebene ‘Maskiertsein’ in Kombination mit dem ‘Abstandhalten’ (Social Distancing) mit Ihnen und Ihren Gefühlen?

2. Welche einflussreiche Person/en aus dem Jahr 2020 fasziniert und inspiriert Sie und warum? Was sind Ihre Führungsqualitäten?

3. Wie wird diese Corona-Zeit unser Bewusstsein in spiritueller Hinsicht verändern? Wie erleben Sie diese große Veränderung auf dem Planeten?

👩🏼‍💼Patrizia Arthofer-Peer 🇦🇹🇧🇪🇺🇸🇬🇧
Patrizia und ich sind einander 1998 begegnet, mehr oder weniger in London, wo wir an unterschiedlichen Londoner Schulen als SprachassistentInnen arbeiteten. Sehr rasch war klar, dass wir noch Vieles gemeinsam erleben würden. Bis heute verbindet uns eine sehr schöne und enge Freundschaft.
Patrizia kommt aus Ellbögen / Tirol, ist Volks- Sonder- und Sprachheillehrerin. Weiters hat sie an der Uni Wien Völkerkunde und internationale Entwicklung studiert. Ihre Hobbys sind sporteln in der Natur, im Garten arbeiten und reisen. Sie lebt mit ihrer Familie in Neufeld an der Leitha/ Burgenland.
Ich schätze an Patrizia, dass sie unheimlich ‘geerdet’ ist und sehr praktisch denkt und handelt und ihre positive Grundhaltung, ihre Naturverbundenheit, Empathie und Kreativität.

🙎🏻‍♀️Iku Kamita 🇯🇵🇦🇹

Ich habe Iku erstmals bei einem Workshop im „Grandmother Turtle Center“ 2016 in Wien getroffen und war von Anfang an neugierig, was die hübsche Japanerin einst bewegte, ihre Heimatinsel Okinawa, die Insel der Hundertjährigen – Teil der japanischen Inselgruppe der Ryūkyū-Inseln – zu verlassen,  um in Wien zu leben. Es war Iku’s Leidenschaft für Musik, sie spielt selbst Klavier, Geige, Gitarre und Ukulele, kocht und reist gerne, liebt ‘Fine Dining’ und Interior Designing. Mittlerweile lebt Iku seit 25 Jahren in Wien und arbeitet in der Finanzabteilung der UN / Vereinten Nationen.

Ich bewundere Iku für ihren Blick ‘fürs Schöne’, für ihre Herzlichkeit und ihre Offenheit und Zielstrebigkeit.

👩‍💼Tara West 🇨🇦🇬🇧

Tara und ich lernten einander im Juni 2018 am Los Angeles International Airport LAX kennen, als wir beide auf einen Shuttle-Bus gewartet haben und sie mich fragte, ob ich auf ihr Gepäck aufpassen könnte, während sie auf die Toilette ging. Sie kam mit zwei Bechern Kaffee zurück, was ich sehr nett von ihr fand und wir begannen ein kurzes Gespräch über Toronto und Wien, da nur mehr wenig Zeit blieb, bis unsere Busse ankamen. Tara und ich tauschten unsere Facebook-Namen aus und seitdem freut es mich, Taras Facebook-Posts zu lesen, da wir viele gemeinsame Interessen und Gedanken teilen.

Ich bin von Taras photographischem Talent und ihrer Kreativität beeindruckt und von ihrer äußerst kontaktfreudigen und sympathischen Art, Menschen zu begegnen, wie auch von ihrem Lebensgeist.

👩🏼‍💼Patrizia Arthofer-Peer 🇦🇹🇧🇪🇺🇸🇬🇧

Antwort 1

Nachdem ich auf dem Land lebe, trage ich die Maske nur selten. Ich erinnere mich, als ich das erste Mal unsere kleine Bäckerei mit Maske betrat, da spürte ich ein Gefühl des Respekts und der Verbundenheit mit der Verkäuferin und ich fühlte, dass wir uns beide lieber mit Abstand aber ohne Maske begegnen möchten. Mittlerweile finde ich die Maske deshalb wichtig, damit nicht vergessen wird Abstand zu halten. Eine interessante Erfahrung machte ich kurz vor der Wiedereinführung der Maskenpflicht in den Supermärkten. Ich verwendete die Maske und war die einzige im Geschäft mit Maske. Ich hatte das Gefühl, dass alle aufgrund des Anblicks meiner Maske Abstand hielten.

Antwort 2

Mich inspirieren Menschen, die aus Überzeugung ihren Weg gehen. Die Situation, in der man sich gerade befindet zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen, das inspiriert mich mehr als individuelle Personen.
Während des „Lockdowns“ standen die Beziehungen und wie wir miteinander leben im Vordergrund – das fand ich toll.
Meine Führungsqualität ist meine Authentizität. Ich bin dankbar für all das, was ich in meinem Leben lernen und erfahren darf. Mit meiner optimistischen Grundeinstellung möchte ich die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, inspirieren und motivieren. Ich arbeite mit Freude, Hingabe und Leidenschaft. Ich unterstütze gerne Prozesse, in welchen Menschen ihre Selbstwirksamkeit spüren können.

Antwort 3

Ich weiß nicht, ob die Corona Zeit sich irgendwie auf unser Bewusstsein in spiritueller Hinsicht auswirkt. Ich denke, dass Menschen, die ihre Spiritualität im Alltag leben, das ganz unabhängig von Corona machen.
Das kollektive Hinsehen auf Bereiche, wo sonst gerne weggeschaut wird, ist jetzt unumgänglich – das finde ich gut. Zum Beispiel bei den Arbeitsbedingungen in prekären Jobs.
Es wurden weltweit Fakten geschaffen. Nach wenigen Tagen ohne Kreuzfahrtschiffe und Menschenmassen klarte das Wasser in Venedig auf und es kam innerhalb kurzer Zeit zu Naturschauspielen, die niemand
für möglich hielt. Menschen, die noch nie blauen Himmel sahen, konnten dies erstmals erleben.

🙎🏻‍♀️Iku Kamita 🇯🇵🇦🇹

Antwort 1

Ich persönlich bevorzuge es die Maske zu tragen. Ich tat dies schon bevor es die Maskenpflicht in Österreich gab und vor dem Lockdown, auch als mich die Leute auf der Straße schief anschauten. Das mag daran liegen, dass ich aus Japan stamme. Für uns ist es normal eine Maske zu tragen, wenn wir eine Erkältung haben und husten oder niesen, da wir diese Symptome nicht auf andere übertragen möchten (d.h. aus Höflichkeit und Rücksichtnahme gegenüber anderer). Und in der aktuellen Situation mit dem Covid-19 fände ich es sicherer, wenn alle die Maske tragen würden, damit wir uns gegenseitig schützen und da wir nicht wissen, ob wir asymptomatisch sind. Was die soziale Distanzierung betrifft: Ich persönlich würde es eher körperliche Distanzierung nennen. Wir können immer noch sehr sozial zueinander sein, auch wenn wir unsere physische Distanz wahren. Ich glaube, dass es mehr Verantwortung und Bewusstsein in der Gesellschaft gibt, als vor dem Covid-19.

Antwort 2

Es gibt zwei Personen im Jahr 2020, die mich inspiriert und mir geholfen haben, etwas Wichtiges zu erreichen. Eine Person, ist mein Webkursleiter, Oyin Alonge, vom The Charted Institute of Public Finance & Accountancy, der den Kurs Management Accounting geleitet hat. Es war ein sehr schwerer und intensiver Kurs mit über fünfzig StudentInnen aus der ganzen Welt und er hat es geschafft, uns engagiert und konzentriert zu halten. Er hatte dieses Charisma und diese Energie, die uns alle auf Trab hielt. Wir alle konnten spüren, dass er wollte, dass wir mit Freude lernen, aber auch verstehen und unsere Prüfungen bestehen. Er stellte alle Problemlösungen auf Youtube, damit wir besser lernen konnten. Ich dachte, wie kreativ! 
Die zweite inspirierende Person ist Tiffany Poon, eine amerikanische Pianistin mit einem Youtube-Kanal. Sie inspirierte mich dazu, dass ich während des Lockdowns ein eigenes Projekt zum Meistern des Klavierstücks (Chopin Nocturne op. 27 Nr. 2) entwickelt habe. Ich nenne es mein Lockdownprojekt

Antwort 3

Ich glaube, dass die Coronazeit eine wichtige Rolle in unserem Spiritualismus spielt. Ich glaube, dass diese Zeit uns geholfen hat durchzuhalten und unseren Glauben an Gott und in Gebete zu stärken. Ich glaube auch, dass sie der Menschheit viel Bewusstsein dafür gebracht hat, dass weniger mehr ist und, dass wir von allem mehr als genug gehabt haben und es an der Zeit ist, die Dinge langsamer anzugehen. Mehr Zeit zu haben, um zu schätzen und nachzudenken.
Es geht mehr um Qualität als um Quantität, weniger Materialismus und mehr Spiritualismus. Es ist außerdem gut für unseren Planeten Erde, dass weniger Flüge und Autos in Bewegung sind.

👩‍💼Tara West 🇨🇦🇬🇧

Tara’s Website: www.tarawestphotography.com

Antwort 1

Den Mund-Nasenschutz zu tragen, gemeinsam mit der sozialen Distanzierung, war für mich eine ungewöhnliche, aber interessante Erfahrung. Als Fotografin bin ich zur Beobachterin von Menschen ausgebildet worden. Gewohnheitsmäßig und fast instinktiv versuche ich an diesem Punkt in meinem Leben, wenn ich mit Menschen interagiere, ihnen ein Gefühl der Behaglichkeit zu vermitteln, welches mir erlaubt, sie so nahe wie möglich an ihren natürlichen Zustand heranzuführen. Obwohl ich glaube, dass die Augen die Fenster zu unserer Seele sind, war mir nie bewusst, wie sehr ich mich auf den Ausdruck des ganzen Gesichts verlasse, um Kommunikation und menschliche Verbindung zu ermöglichen. Es gibt eine „Leere“ oder eine Lücke, als ob jeder Ausdruck fehlt, wenn ich andere mit Masken ansehe. Und es gibt eine „Leere“, die ich in mir spüre, wenn ich eine Maske trage. 

Die „soziale Distanz“ verstärkt dieses Gefühl, dass Menschen die Verbundenheit untereinander nicht spüren. Ich spüre buchstäblich die Furcht bei einigen Menschen, mir oder anderen zu nahe zu sein, wenn wir uns alle voneinander entfernen, um uns auf die vorgesehenen markierten Plätze auf dem Boden, zu stellen. 

Bei vielen Gelegenheiten habe ich mit Tränen in den Augen im Supermarkt gestanden und die Zurückhaltung, die Frigidität und die Weite der Trennung von völlig Fremden um mich herum gespürt, die mich jetzt bei vielen Gelegenheiten umgeben. Die Ironie entgeht mir nicht, wie wir dies tun, um uns gegenseitig zu schützen.

Antwort 2

Mich faszinieren und inspirieren Menschen wie Jane Goodall und Dr. Zack Bush sehr. Für mich sind diejenigen, die sich mit Mutter Erde und der Natur verbinden, unsere wahren Lehrer und Leader. 

Es ist meine Leidenschaft, anderen zu helfen. Als alleinerziehende Mutter war ich einmal in einer Situation, in der ich Hilfe brauchte, und Familie, Freunde und völlig Fremde halfen mir und meinen Kindern, unser Leben umzukrempeln. Dieses Gefühl werde ich nie vergessen, und ich werde mich in Zukunft dafür engagieren, es weiter zu geben. Ich ziehe es vor, im Stillen diejenigen zu finden, die eine zusätzliche Hand im Leben gebrauchen können, und ihnen dort zu helfen, wo es für mich möglich ist. 

Antwort 3

Ich habe den Eindruck, dass diese Pandemie uns alle wachgerüttelt hat. Ich denke, dass mehr Menschen aufhören werden, darauf zu warten, viele Dinge zu tun. 

Wir werden beginnen, bewusster zu leben und zurück zu einfacheren Zeiten zu gehen. Während die Pandemie vielen Menschen Angst gemacht hat, habe ich das Gefühl, dass sie anderen hingegen Ängste genommen hat und sie dazu bewegt hat den Arbeitsplatz zu wechseln, große Umzüge in Betracht zu ziehen, alternative Möglichkeiten für die Erziehung ihrer Kinder zu finden, Gärten anzulegen, sich auf ein nachhaltiges Leben zu konzentrieren, sich mehr mit der Natur zu verbinden, gesünder zu leben… usw. 

Ich habe mich mit mir selbst, mit meinem Leben anders verbunden. Ich hatte etwas Zeit, um die Bereiche meines Lebens zu verändern, die ich für nötig halte. 

Ich habe mein Leben, meine Entscheidungen, meinen Weg und die Art und Weise, wie das jetzt in die Welt passt, „neu bewertet“. Das hat mich wieder einmal den Wert der Zeit gelehrt. Und es hat mich daran erinnert, dass jeder von uns nur begrenzt Zeit hat. Die meisten von uns wissen nicht, wann ihre Zeit hier enden wird, aber wir alle wissen mit Sicherheit, dass sie enden wird und wie wir uns entscheiden, diese Zeit zu nutzen, sollte eine gezielte und bewusste Entscheidung sein. 

Auch wenn Negatives damit verbunden ist, so hoffe ich, dass sich all dies in einer Entwicklung und Veränderung zum Wohle der Zukunft der Menschheit niederschlagen wird.

#BetweenOceans2020